Letzte Woche besuchte ich aus Gründen beruflichen Interesses als
Cartoonist die Ausstellung Gezeichnet. Die Ausstellung zeigt
Karikaturen und Cartoons von
namhaften Künstlerinnen und Künstlern, die an der spitzen
Feder wirkend, ihren Lebensunterhalt durch Veröffentlichungen in
den grafischen Medien bestreiten. Fokus der Ausstellung sind
jeweils die aktuellen Themen des vergangenen Jahres, was so viel
heisst wie: viel Rösti, viel Trump und viel Krieg. Gezeichnet
lässt sich noch bis am 23. Februar 2025 im Museum für
Kommunikation in Bern besichtigen.
Was nach dem Besuch bleibt:
1. Ruedi Widmer ist nach wie vor der Grösste im Metier.
2. Nächstes Jahr will ich da auch ausstellen. (Frage mich gerade,
ob sich Trump nicht einfachst mithilfe eines Urinstrahls in den
Schnee zeichnen liese)
Das Eintrittsgeld für die Ausstellung Gezeichnet golt auch
für den Besuch der anderen Ausstellungen im Museum für
Kommunikation. Da ich nebst meinem Cartoonistenherz auch dasjenige des Telekommunikationsgerätebauers in meiner Brust trage, schaute ich mir auch den Rest mal wieder an.
Auf meinem Rundgang stellte ich schnell fest, dass in der nahen
Vergangenheit das Postmuseum, das früher am Rand des
Helvetiaplatzes vor sich hin existierte, offenbar ins Museum für
Kommunikation gezügelt wurde. Alte, rechtsgesteuerte
Postkäfer sowie fünfspännige Kaleschen der Rösslipost
vom Gotthard bevölkern zusammen mit viel Gerümpel aus der
Vergangenheit bunte Wimmelwände von stockwerküberspannender
Grösse.
Auch viel Telfongedöns - DJ Brutalo wurde nicht enttäuscht -
vom ersten, noch gänzlich aus elektromechanischen Bauteilen
bestehender Halbaddierer ERMETH (Sternstunde der IT Branche ?) bis
zum Smartphone der vorletzten Generation.
Die Dimensionen des ERMETH erinnert an die Mauer, die Trump an der Grenze zu Mexiko
aufgestellt hat. Leicht liesse ERMETH sich wohl den Kanadiern verkaufen, um
ihn wirksam als antiimperialistischer Schutzwall an die Grenze zu den
Vereinigten Staaten aufzubauen.
In der Wimmelwand waren durchaus auch Objekte zu sehen, die sich mit
den Objekten im Museum für Kommunikation in meinem Keller
überschnitten.
Telefone mit Wählscheiben.
Telefone mit Zifferntasten oder auch Telefone mit Tasten, die wie
die Ziffern bei einer Wählscheibe im Kreis angeordnet waren: Das New York.
Ein Fernsprechgerät von "nierenförmiger" Form bestehend aus zwei beigefarbenen
Hälften, Hörer und Station. Bei aufgelegter Gabel
formschönes Stück Hinstellscheisse der Moderne, das eine
barocke Scheusslichkeitskredenz auf der es stand, jederzeit in den
Schatten stellte.
Als Sonderfunktionen gabe es nebst der Wahlwiederholungstaste auch eine Löschtaste.
Da aber die meisten von uns nicht mehr wissen, was eine
Wahlwiederholungstaste ist, hier ein kleiner Exkurs (Dr. Kartoffel
erklärt uns die Welt).
Mit der Wahlwiederholungstaste - zu Gutenglisch R-Taste (R
für repeat) - konnte die zuletzt gewählte Nummer aus einem
mysteriös im Telefon vorhandenen Speicherbaustein - einem
Schieberegister, das nach dem Prinzip FIFO funktionierte - abgerufen
werden.
Mit einem beherzt ausgeführten Tastendruck auf die R-Taste konnte man zum Beispiel, wenn der Anschluss in Ouagadougou,
auf den man eben anzurufen versuchte und der ein Besetztzeichen
verlauten liess, erneut anrufen. Dies ohne die fünfzehnstellige Nummer
mit Burkinafäsischer Ländervorwahl, Ortskennzahl und
haustelefonsystemabhängiger Nachwahl erneut in den Tastenblock
hineinzudrücken. Einfach die R-Taste und gut ist.
Die Einführung der Tastenwahl war, verglichen mit der
Wählscheibenwahl revolutionär. Die R-Taste
vervollständigte diesen Entwicklungsschritt konsequent. Nicht
zustande gekommene Verbindungen, seis durch Besetztzeichen oder seis
durch keine der anderen Figuren geht am anderen Ende ran, waren nicht
mehr so dramatisch, per Knopfdruck quasi konnte ein erneuter
Anrufversuch durchgeführt werden.
Die R-Taste hatte aber auch eine dunkle Seite.
Kontrollfreaks konnten damit natürlich auch überprüfen,
welche Nummer während ihrer Abwesenheit zuletzt angerufen wurde.
Mir ist tatsächlich ein Fall aus dieser Zeit bekannt. Eine Nachbarin
erzählte, dass ihr Mann, wenn er am Abend von der Arbeit nach
Hause kam, noch bevor er Mantel und Schuhe abgelegt hatte, erst einmal
den Hörer von der Gabel nahm und die R-Taste betätigte. Dies
um zu überprüfen, wem seine Ehefrau durch den Tag zuletzt
angerufen hatte.
Somit sind wir wieder beim oben erwähnten New York gelandet. Das
New York hatte eine C-Taste. C muss für Cancel stehen, anders kann
ich mir die Funktion nicht erklären. Die C-Taste neutralisierte
sozusagen den Segen der R-Taste. Im Krieg der Taste vergleichbar
vielleicht mit der Rivalität zwischen Escape und Return.
Litt man unter einem eifersüchtigen Ehepartner oder einer
eifersüchtigen Ehepartnerin, konnte man durch einem beherzten
Druck auf die C-Taste den Inhalt des Anrufspeicherbausteins, auf den
die R-Taste zugreift, löschen.
So genug der alten Technik gehuldigt. Die Erklärungen der Begriffe: Gabel, Besetztzeichen und Halbaddierer später.
Es grüsst Euch Euer linksgerichteter Rechtsträger im rechtsgesteuerten Postkäfer.
D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h