Neulich war ich beim Zahnarzt und inspizierte meine
Kieferhöhlen - offenbar auf eigne Faust. Wie dem auch sei, in einer abgewohnten Ecke meines Kopfes, fand ich dieses
Schild. Warum ich dort herumstöberte erscheint mir heute
unverständlich, denn ich wurde von der Zahnarzthelferin lediglich
darauf hingewiesen, den Kopf einen kurzen Moment in der Waagerechten zu
halten, so dass sich das soeben eingespritzte Serum gemächlich in
einer Eitertasche verteilen kann. Sie verwendetet tatsächlich das Wort 'gemächlich'. Ich vermutete, dass es sich bei
der mit Serum bespritzten Eitertasche, um die Verursacherin eines pulsierenden Schmerzes
handelte, der mir seit einer Woche das Leben zur Hölle machte. Der
Onkeldoktor wollte danach - so der Plan - die Bohrmaschine ansetzen und
angeblich einer querulanten Zahnwurzel den Garaus machen.
Ich stand also vor diesem Schild und war stark verunsichert. Mir war unerklärlich wer mir dieses Schild in den Kopf
gepflanzt haben konnte und vor allem wann. Als ich schlief vielleicht?
Da ich mit Einundfünfzig davon ausgehen muss, in meinem Kopf
Ablagerungen und illegale Deponien anzutreffen, überraschte mich
dieses Schild nicht so sehr wie der Umstand, dass besagte Rudimente mit
einem Verbot belegt sein sollen. Schliesslich handelt es sich dabei ja
um Zeitzeugen meines Lebens und Verbote in meinem Kopf sind das letzte
was ich gebrauchen kann. "Meine Gedanken sind frei!" schrie ich
affirmativ durch die Hohlräume. Es war ein schwaches Echo zu
hören, gefolgt von einem diabolischen Lachen, ähnlich dem am
Schluss vom Thriller-Song von Michael Jackson. Instinktiv hielt ich mir
meine metaphorischen Ohren zu.
Vielleicht war es auch anders herum und ein metabolisches Lachen
erklang (ähnlich dem Lachen am Anfang vom Prisoner-Song von
Iron Maiden) und ich hielt mir meine diafragmentarischen Ohren zu. So
genau weiss ich das heute nicht mehr.
Der Schmerz war auf jeden Fall
plötzlich wie weggefegt. Trotzdem bohrte der Doc den Zahn auf und
entfernte eine Wurzel. Angeblich - wie gesagt, denn er zeigte sie mir
nicht, sondern liess sie irgendwie im Kübel für Schlacht- und
Operationsabfälle verschwinden. Ich hatte den Verdacht, er wollte
sich an mir und meinen maroden Beisserchen lediglich bereichern.
D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h