Daran, dass auf den Bahnsteigen in Zeiten grosser
Verspätungen und nichtwartender Anschlusszüge sich das gesamte, sonst so
zahlreich herumstehende Bahnpersonal in die Ritzen der Bahnhöfe verkriecht wie
meine Küchenschaben, wenn ich nachts noch zum Kühlschrank gehe, hat sich in all
den Jahren in denen ich Zug fahre nichts geändert.
Neulich rennt eine Frau mittleren Alters, Zugmaschine
mehrerer Rollkoffer und Beautycases, die Bahnsteigtreppe hoch und an mich heran
und schnappt beängstigend nach Luft. Neben uns fährt gerade - fröhlich pfeifen
seine Traktionstrioden die Anfahrtonleiter - der ICE27 nach Wien-Westbahnhof
seine ersten unbeholfenen Meter des langen Weges Richtung Zwergstaat inmitten der
Alpen. Was wird er auf seinem eisernen Weg erleben? Wie oft darf er über die
winterliche Donau fahren? Regensburg, Passau, Linz. Dort im Süden muss um diese
Zeit im Jahr bereits eine Menge Schnee liegen. Wird er es überhaupt schaffen
aus eigener Kraft den gewaltigen Kräften der Natur zu trotzen?
Ich habe noch etwas Zeit. Mein Zug fährt in zehn Minuten auf
dem gleichen Gleis in ähnlicher Richtung in einen anderen Zwergstaat inmitten der
Alpen. Ich warte.
Die Frau lässt nun eine wüste Tirade auf das Unternehmen Bahn ab, welches
wieder einmal auf Grund von Verspätungen die Anschlusszüge nicht fünf mickrige
Minuten hatte warten lassen können. Leider – wie immer wieder bekräftigt wird.
"Ein gefühltes Dutzend Mal wurde sie heute schon von einer Lautsprecherstimme um
Verzeihung gebeten". Erzählt sie mir, "wegen technischen Problemen. Wegen Obskuritäten im Betriebsablauf.
Wegen Irgendeinemverfluchtenscheissdreck"!
Sie reisst mich jäh aus meinen Tagträumereien. Ich sehe mich
um und stelle zwei Dinge Fest: Erstens haben offensichtlich noch mehr
Zugsreisende den Anschlusszug nach Wien verpasst und zweitens wird die Suche
nach einer Auskunftsperson der Bahn eine aussichtslose bleiben, denn es ist
weit und breit niemand in Uniform zu sehen. Hinter der Scheibe vom
Bahn-Kontakt-Container in der Mitte vom Bahnsteig gähnt die beklemmende Bahnbeamtenleere.
Erprobt in solchen Situationen, weiss ich natürlich sofort
Abhilfe und frage die leidgeprüfte Wienreisende mit dem Auswanderergepäck nach
einer Zigarette und Feuer. Sie schaut mich leicht derangiert und mit
verzweifeltem Blick an, schüttelt mir aber nach einer kurzen Pause eine
Gauloises light aus der Packung.
Sie zündet mir die Zichte mit dem unnützen Hinweis an, nicht
im Raucherbereich zu stehen und ich ziehe einen tiefen Zug.
Nun passieren drei Dinge beinahe gleichzeitig: Der noch
kalte Rauch des ersten Zuges bahnt sich ICE-sk mit 200bpm seinen Weg hinab in die
Vorzimmer meiner jungfräulichen Nichtraucherlungen, um dort die Hustenreize sanft
aber bestimmt aus dem sommerlichen Dämmerschlaf zu wecken. Während ich das
Kratzen an den feuchten Wänden meiner Schläuche fühle und mich innerlich
bereits auf das spastische Zucken meines gesamten Körpers freue – meine
allererste Zigarette ist nun auch wieder nicht – lässt die Frau instinktiv, jedoch
mit einer tragenden Laszivität die Flamme ihres Wegwerffeuerzeuges ausgehen.
Bevor jedoch die Flamme vollends ausgeht, schiebt sich eine
kleine hässliche Bahnbeamtin zwischen uns beide und herrscht mich an gefälligst
in dem dafür gekennzeichneten (gelbe Markierung) Raucherbereich zu rauchen.
Geistesgegenwärtig huste ich ihr den ersten Zug in ihr zerknittertes
Gesicht und Die Frau mit den Koffern packt die Bahnbeamtin am Kragen und kann
nun Informationen aus ihr herauszuquetschen. Sie bedankt sich mit einem
Augenzwinkern, ich verschwinde im Raucherbereich und wenn ich nicht gestorben
bin, so huste ich heute noch.
***
Und nicht verpassen, es könnte durchaus das letzte Mal sein:
Diskko mit den DJJ (Disgo Joggen Jurassic) Brutalo und Bö am
Samstag 28. Jänner 2012 im Mokka (Tür und Musik: 21 Uhr)
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Der Epos TTH nimmt die Mütze und geht nach Haus
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D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r .ç h (263)