Ich sitze im ICE nach Basel und durch das Grossraumabteil in welchem
ich sitze sehe ich die mobile Snackverkäuferin mit ihrer
Verzehrzeugschubkarre einhereilen. Auf einem Schild obenauf steht
reisserisch: "ofenfrische Brezeln".
Ich frage mich noch, wo die Bahn in einem Hochgeschwindigkeitszug einen
Brezelofen unterbringt, steht die Bedienstete der Bahn mit ihrer
Auslegeware schon bei mir
und bearbeitet meine Brezelbestellung.
Beherzt beisse ich in das begehrte Salzgebäck. Nun gut die
Frischebehandlung durch einen Ofen muss schon ein Weilchen her sein.
Der Ofen wird wohl nicht im Zug mitfahren, sondern wurde von den
Alliierten in den Vierzigerjahren ausser Betrieb genommen. Wo er stand
kann nur
mutgemasst werden: Bergen-Belsen?
Meine Körpersäfte schwinden, werden von diesem
staubtrockenen Machwerk deutscher Backkunst wie von einem Schwamm
absorbiert.
Um noch das lebensrettende Getränk zu kaufen ist
es bereits zu spät, die Snackverkäuferin ist ausserhalb des
Bereiches meiner schon arg getrübten
Sicht entflohen. So wie es aussieht werde ich gleich Freund Hein auf
die
Schippe springen.
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Neulich nach der Loveparade in Duisburg frug ich mich, ob es mir
gelänge eine alphabetisch-vollständige Liste der
innerdeutschen Katastrophenorte zu
erstellen. Keine
Kriegsschauplätze und keine Geburtsorte von Söhnen Mannheims.
Die Ausbeute ist ernüchternd: