Normalerweise bietet der liturgische Kalender uns Pappnasen, die wir in
reformierten Kantonen dahinvegetieren
nicht viel. Anlässe, die Arbeit zum Zwecke der
göttlichen Andacht niederzulegen sind dünn gesät. Keine
Beschneidungen Gottes, keine unbefleckten Empfängnisse, keine
Martyrien.
Auf der gottverlassenen Kruste wohnend, erahnen wir die
Existenz katholischer Feiertage meist nur daran, dass die Bewohner
der betroffenen Landesteile zu uns strömen und unsere, an solchen
Tage normalerweise sperrangelweit geöffneter Geschäfte
shoppend heimsuchen. Henusode.
Gestern fiel nun aber blöderweise einer dieser ominösen
Feiertage auf einen Tag, an dem bei uns die Läden geschlossen
waren. Wie das passieren konnte ist mir ein Rätsel. Bröckelt
hier in der Schweiz etwa die göttliche Allmacht? Sind dies bereits
die ersten Auswirkungen der Misswahl von vor zwei Wochen, als die
christlichen Nationalratsparteien Federn lassen mussten?
Für uns war dies auf jeden Fall Anlass genug den Spiess einmal
umzudrehen, um sehen zu gehen, was sich hinter den sieben Bergen
verbirgt. Im Land der Joseffen, der Freysinger und
Abgottspänen wollten wir ein paar Kilometer abwandern und uns,
soweit dies an hochheiligen Tagen überhaupt möglich ist, von
der Sonne und von feingeistigen Gesöffen einlullen lassen.
Eigentlich hätte man es ja vorhersehen können - kurz: Andere
hatten die gleiche Idee... viele Andere
Das Abwandern der staubigen Spur glich zeitweilig der Vertreibung eines
Volkes aus irgendeinem gelobten Land. Die Bezeichnung "biblischen
Ausmasses" will ich hier nicht bemühen, beschreibt sie die
Vorkommnisse doch zu schwach. Eingewickelt in karierte
Multifunktionswäsche und begleitet von einem scheppernden
Wanderstöckegeklapper schoben wir pilgernde Sonntägler uns
durch die sengende Sonne der Swiss Serengeti.
Wir begegneten wider den Erwartungen auch den ein oder anderen
eingesessenen Katholen. Grüssten artig Gott und waren froh.
Offenbar sind die nicht so strunzkatholisch wie wir annahmen. Auch was
das feingeistige Labsal betraf, kamen wir auf unsere Kosten. Dazu
besonder hervorzuheben sei das Kräuterbier der Brauerei
Suonen-Bräu in Ausserberg. Eine feinherbe Besonderheit von
Manna-esker Ausprägung. Nährend und durstlöschend
zugleich. Sucht Seinesgleichen in der Bierwüste Sinaï.
Amen
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D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h
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