dringender Blödsinnalarm
powered by Lukrativ Comics Thun
Letzte Einträge
29. August 2024 Gedanken aus dem Nordatla..
20. August 2024 Von Schafen und Menschen..
16. August 2024 Tórsvøllur
07. August 2024 freihändele
29. Juli 2024 Deutsch muss wieder zähl..
05. Juli 2024 Betrachtungen aus dem Rau..
19. Juni 2024 Kt. Bern wird verkauft..
06. Juni 2024 Kt. Bern muss bleiben!..
23. Mai 2024 Kt. Bern erhöht die Miet..
05. Mai 2024 Keine Panik, es ist nur S..
... Alle Einträge zeigen
Schnulliblubber Feed
die Blogrolle
Die Archive
Die Zehnerjahre
Nürnberg und der Rest der Nuller
Hamburg -> Nürnberg (2007)
Der zwölfstöckige Wohnblog (2006)
Bier und Wurst (2005)
The Iran files (2004,2005)
|
26. August 2013
befreite Kunst in D-Town (4. Tony Cragg)
Das waren noch Zeiten, als Tony Cragg, Vorsteher der Düsseldorfer
Kunstakademie, mit dem 3D-Drucker MAGNUM der Firma Omikron Cyber Tools,
seine Plastiken ausdrucken konnte.
Als ich letzten Winter mit meinem neuen 4D-Drucker
herum experimentierte, erinnerte ich mich wehmütig an diese
unbeschwerten Zeiten von vor zehn Jahren. Ich hatte damals auch einen
MAGNUM in meinem Atelier stehen, mit dessen Hilfe ich eine Fokker 100
samt zusammenfaltbarer Landebahn ausdruckte. Obwohl sie laut Hinweis
des Programmierers, welcher den Code damals zum freien Download anbot,
hätte flugfähig gewesen sein soll, flog sie leider nie. Ich
machte einen verheerenden Anfängerfehler indem ich das falsche Filament
verwendete. Der Flieger zerfiel beim ersten Regen in einen riesigen
Haufen Eiweissketten der bestialisch nach Buttersäure stank und
die Katzen der ganzen Nachbarschaft deliriös machte. Es war ein
eher trauriges Bild.
Der letzte Schrei nun also - 4D Drucking. Was soll ich sagen. Die
Inbetriebnahme nach dem Zusammenbau zeichnete ein ernüchternedes
Bild. Es zischte verheissungsvoll, die Platte wurde ordentlich heiss
(drei Fingerkuppen der rechten Hand verbrannt) und die teure
Füllmaterialmenge schrumpfte schmerzlich. Von dem ausgedruckten
Objekt - es sollte sich ein umgestülpter, platonischer
Mehrflächer mit losem eingelagertem Medusenhaupt materialisieren -
fehlte jede Spur. Ein zweiter Versuch mit einem einfacheren
Figürchen - ein gemeiner Würfel - schlug auch fehl.
Darauf habe ich die Kiste erst einmal wieder vom Netz genommen und mir
das Innenleben etwas genauer angeschaut. Als lötkundiger
Elektroingenieur fiel es mir natürlich leicht, die Geheimnisse der
Maschine zu entzaubern. Das Y-Förmige Glasröhrchen, in
welchem immer noch eine grüne Flüssigkeit, wild vor sich hin blubberte,
musste das zentrale Modul des Druckers sein. Ich erinnerte mich so
etwas schon einmal irgendwo gesehen zu haben, konnte mich allerdings
nicht mehr genau daran erinnern wo und vor allem wann. Beherzt riss ich
das vermeintliche Rudiment aus seiner Halterung (nicht ohne mir diesmal
vorher meine bare Hand mit dem mitgelieferten Teflonhandschuh zu
behandschuhen) und drehte es einfach um, so dass die Bezeichnungen
der Anschlüsse aufeinander passten. Das Gehäuse wieder
behelfsmässig zusammengeschraubt, eingesteckt - nächster
Versuch, nochmal der Würfel.
Der 4D Drucker brummte eine Minute lang heftig, zitterte dazu
beängstigend und verschwand dann von meinem Schreibtisch mit einem
lauten Knall. Kein Rauch, kein Geruch von angesengtem PVC. Erster
Gedanke: Das Glasröhrchen scheint wohl nicht das Problem
gewesen zu sein.
Ich hatte dann das Projekt "4D-Drucker" - mangels Drucker - erst einmal
ad acta gelegt und mich wieder anderen Genüssen des Lebens
zugewandt. Es geschah letzten Dienstag. Als ich gerade im Begriff
war, meine Recherchen zum Thema "Angewandte Kunstvermittlung durch bengalische Feuerameisen in der Antike"
mit aussagekräftigen Skizzen zu versehen, als plötzlich, wie
aus heiterem Himmel ein kleiner roter Würfel auf meinen
Arbeitsblättern lag. Erstaunt hob ich ihn an und schleuderte
ihn sogleich in eine entfernte Ecke meines Arbeitszimmers. Schmerzhaft
erinnerte ich mich durch das erneute Verbrennen meiner Fingerkuppen
daran, dass meine 4D Drucker Experimente von vor einem halben Jahr fehl
schlugen - oder sollten sie das doch nicht? Ich war verwirrt, verstand
aber schnell. In meinem kindlichen Experimentierwahn musste ich damals
die Zeitkomponente außer
acht gelassen haben. Der Drucker war also in der Lage, ein Objekt in
der Zukunft auszudrucken. Wo war dann aber das Medusenhaupt
abgeblieben? Hat sich das in der Zeit verheddert?
Die Antwort lag am Mittwoch, zusammen mit zwei weiteren kleinen roten
Würfeln auf meinem Schreibtisch. Am Donnerstag legte ich mich auf
die Lauer, um die Ankunft weitere meiner Ausdrucke nicht zu verpassen
und wurde Zeuge, wie sich zwei umgestülpte, platonische
Mehrflächer mit losen eingelagerten Medusenhäuptern und vier
kleine rote Würfel materialisierten. Mit Sorge beobachtetet ich
die Dinge die ich in Gang gesetzt hatte. Offenbar hatte ich nicht nur
die Zeitkomponente vernachlässigt, sondern auch fahrlässig im
Menu mit Exponentialfunktionen herumhantiert. Wenn ich nicht in diesen
nutzlosen Objekten ersticken wollte, musste dringendst die
Druckerwarteschlange löschen, sofern das überhaupt
möglich war. Nur wie?
Es stellte sich jetzt auch immer drängender die Frage: Wo war der
Drucker? Ich räumte die ausgekühlten Ausdrucke in eine
Schachtel und machte den Schreitisch frei für den Fall, dass
plötzlich der 4D-Drücker (18,5 Kilo) wieder zu mir
"zurückkehre". Dann erinnerte ich mich plötzlich mit
Schrecken daran wo ich das Y-Förmige Glasröhrchen schon
einmal gesehen hatte.
Anfangs der Achzigerjahre fand ich auf dem Dachboden ein altes,
defektes Radio. Wenigstens sah das Gerät damals in meinen naiven
Augen aus wie ein Radio. Meine Neugierde war sofort geweckt. Ich
beschloss, mir das Ding ein bisschen genauer anzusehen holte Vaters
Werkzeug im Schuppen und fing an, daran herum zu basteln. Das
vermeintliche Röhrchen war dort eingebaut und mein Vater hatte es
mit unter Protest meinerseits gleich weggenommen. Begründung: Es
würde sich giftiges Quecksilber darin befinden, was ein schlechter
Zeitvertreib für einen jungen angehenden Elektroingenieur sein.
Erfolglos versuchte ich eine Weile das alte Radio zu reparieren, verlor
aber mangels Erfolgen, bald das Interesse. Mein Vater versicherten mir,
das Röhrchen hätte nichts mit der Funktion des Radios zu tun
und hätte getrost entfernt werden können. Im ausgeweideten
Radiogehäuse hatte ich danach meine erst Ameisenfarm untergebracht.
Meine drängendste Frage im Moment: Interessiert sich jemand
für umgestülpte platonische Mehrflächer mit losen
eingelagerten Medusenhäuptern oder für kleine rote
Würfel? Das Zeug kann klafterweise bei mir abgeholt werden. Am
besten gleich den leeren, großen Großen Überseekoffer mitbringen.
*****
Die letzte Schiesserei (das Morden scheint Hochkonjunktur zu haben in der Schweiz):
Wann: 20. August 2013
Wo: Dietlikon (ZH)
Tot: 1 (2013:13)
Verletzt: 1 (2013:9)
Quartett: Beziehungsdrama, erweiterter Selbstmord
D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h (284/15)|
----------
Kommentare (2)
- Etwas Senf dazu?
|