In der Zwischenzeit hat auch im beschaulichen Thun - dem Tor zum Berner Oberland
und selbst ernannten Berlin
der Schweiz - die Gentrifizierung ihr hässliches Haupt erhoben.
Ganze Strassenzüge vertrauter Sanierungsobjekte werden beinahe
über Nacht umgepflügt und in unbezahlbaren
aber zeitgemässen Wohnraum verwandelt.
Ähnlich anderer Metropolen wie Zürich,
Basel oder Bern, blendet man auch in Thun hinter der abgedunkelten
Profitbrille die ein oder andere nachteilige Begleiterscheinung solchen
Tuns aus.
Der Strassenstrich zum
Beispiel. Ein in Thun seit Anbeginn der Zeitrechnung florierender Zweig
des Detailhandels. Früher waren es Kadetts oder Mantas, die nachts
die sündige Meile Thuns auf und ab fuhren. Sie störten dabei
niemand, denn es wohnte dort niemand. Die Ladies vom horizontalen
Gewerbe standen zwischen dem Gleisstrang der Eisenbahn und einem
heruntergekommenen Industriegebiet der Gründerzeit. Da sich nun
aber im Zuge der Stadterneuerung niemand um diesen unbequemen Aspekt
gekümmert hat, befindet sich der Strich zwar immer noch am alten
Ort, heute aber inmitten von trostlosen, dreifachverglasten Minergie-P
Wohneinheiten. Mantas und Golf 1 sind längst ausgestorben,
dafür fährt heute die spermageladene Kundschaft mit 5er BMW
und A6 die Strasse auf und ab. Nicht selten mit abgesägtem Auspuff
und termonuklearen Gasdruckfedern - Hauptache mit lautem Getöse
und Twentyfourseven.
Klar dass sich bei den gut betuchten Zuzügern Widerstand
breitmachte. Die Stadt musste etwas tun und sie tat was. Thun tut was,
wer hätte das gedacht? Einem findigen Kopf beim Tiefbauamt kam die
zündende Idee: Eine Sackgasse musste her. (Angeblich zahlte er
einen Fünfliber in die Kalauerkasse, weil er einmal zu oft
über seinen Witz gelacht hatte.)
Die Idee ist bestechend einfach, aber sie scheint das Problem zu
lösen. Seither ist kaum mehr Durchgangsverkehr am Strich. Der Jenni, einer schon etwas in die
Jahre gekommen Prostituierten (hat es bereits unseren Vätern
besorgt), die am entfernten Ende der Strasse ihr Stammplatz hat, wurde
ein Wendehammer und ein Extraschild spendiert.
Nun sind wieder alle zufrieden und können sich erneut wichtigeren
Problemen zuwenden...
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..Dem verwaisten Hasenstall in L.A. Seit der Züchter Hefner letzte
Woche sein letztes Taxi nahm, sorgt sich die eine Hälfte der
Weltbevölkerung augenscheinlich darum, dass die Haserln nicht eingehen und
werfen Pakete ab. Die andere Hälfte fordert die gnadenlose
Notschlachtung. Das Thema absorbiert uns dermassen, dass die beiden
Idioten in Ost und West einen Atomkrieg vom Zaun reissen könnten
und wir es nicht merken tätten. Werden sie aber nicht - sind
ja auch in Haserlsorge.
D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h