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16. März 2022

Wie alles begann

Jugend forscht

Die joviale Reaktion, die Onkel Herbert jeweils zum Besten gab, wenn wir Süchle mal wieder einen Fussball in die randvoll mit Blumen bestückten Rabatten droschen, war: "Aha, Jugend forscht". Die Reaktion von Tante Klara war dann meistens alles andere als jovial. Was sollten wir tun? In der schulfreien Zeit und bei schönem Wetter war man nun Mal draussen und vertrieb sich die Zeit hauptsächlich beim Ballspiel. Inmitten der Mietskasernen musste das harmlose Ballspiel dem ein oder anderen Rentner - welcher noch den Krieg miterlebt hatten - vorgekommen sein wie Häuserkampf. Wenn die Fussbälle rumflogen, lagen die Nerven der Erdgeschossbewohner blank.

Rumlungern gab es auch schon (kam wohl gerade auf), aber die Freizeit mit dem Konsumieren von Drogen oder dem Abspielen von Computergames zu verbringen war damals noch nicht. Wie auch? Drogen hätte man noch problemlos in Mutters Putzschrank gefunden und die einzige Maschine, die die Bezeichnung Computer verdiente, war Zuse II. Zuse II füllte gemäss einer Reportage im P.M. einen Raum von der Grösse einer Turnhalle, stand angeblich im Pentagon (?) und verglich Zahlenreihen (??).

Bei Regen war Waffenstillstand und wir verkrochen uns in den Stuben. Bei Regen blieb uns nicht viel anderes übrig, als in der uns zur freien Gestaltung überlassenen Zeit die ersten wackligen Schritte in Richtung Umgang mit elektronischen Bauelementen zu machen. Der Experimentierkasten von Kosmos war dafür wie gemacht und lief dem Zeug, was sich bis dato sonst Spielzeug schimpfte, schnell den Rang ab. Mit dem Experimentierkasten von Kosmos gelang es uns nicht nur Lügendetektoren oder astabile Multivibratoren zu bauen, nein, auch ein rudimentärer Mittelwelleempfänger für Radioprogramme lag drin.

Bevor man jedoch zu Lötkolben und Abisolierzange greifen konnte, musste man sich unter Androhung von juristischen Kalamitäten vergewissern, dass ... eine gültige Rundfunkgenehmigung (Tonrundfunk) der Deutschen Bundespost ... vorlag.

Da wir in der Schweiz keinen Zugang zu Genehmigungen der Deutschen Bundespost hatten, ignorierten wir die Warnung und lauschten schon bald den fremdartig klingenden Wortbeiträgen und den Klängen aus Hilversum und Sölvesborg.

Um uns der Welt auch verständlich machen zu können, brauchten wir natürlich einen Sender. Am besten gleich einen Mittelwellensender. Einerseits schien uns die Reichweite, auch wenn wir keine Ahnung hatten wo Hilversum und Sölvesborg lagen, einigermassen amtlich zu sein, andererseits wollten wir mit dem aufwendig zusammengefummelten Schwingkreis Synergien nutzen. Allerdings brauchten wir für einen Sender Saft. Das hatten wir in den Aufzeichnungen Teslas gelesen (Oder war's auch im P.M.?)

Also bauten wir aus der Motobécane vom Onkel Zündspule und Batterie aus und dachten, durch rudimentäres Umpolen des Schaltkreises eine Art Schubumkehr der Funktionsweise zu erhalten. Das war ein entscheidender Fehler. Einer derjenigen mit Folgen. Die Idee mit dem Umpolen war, unseren unfertigen Forschergehirnen geschuldet, unausgereift und für die Tonne.

Funktionierte natürlich nicht. Die Zündspule flog uns mitsamt dem Schaltkreis um die Ohren und hinterliess ein faustgrosses Loch in der Blümchentapete. Onkel Herbert verlor seine nonchalante Art und Tante Klara hätte beim Anblick der Tapete fast der Schlag getroffen.

D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h

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Kommentare (2)  - Etwas Senf dazu?