Neulich wurde ich unfreiwilliger Zeuge einer schmutzigen
Verschwörungsaktion. Wie ihr ja bereits alle wisst, fuhr ich mit
dem Finanzminister im Intercity von Bern nach Zürich. Wir waren
beide, zusammen mit hundert anderen Passagieren im hintersten Wagen,
einem Triebwagen mit Sitzplätzen der zweiten Wagenklasse. Der Zug
war irgendwie bloss ein Ersatzzug, da in der Romandie etwas mit dem
Originalzug schief lief. Weiss nicht mehr was das Problem war, ich habe die Ausreden der Bahn
so satt.
Langer Rede kurzer Sinn: Der Zug war auf jeden Fall vom Typ Fan-Zug. Einstöckig
und kurz. Das Platzangebot reiche für das immens in Erscheinung
tretende Pendlerpack bei Weitem nicht und es kam zu tumultartigen einer erhöhten Nachfrage nach Stehplätzen.
Für den Magistraten sah es anfänglich so aus, als müsse
er die gut einstündige Fahrt im Vestibül des Triebwagens
zusammen mit seinem Bodyguard stehend verbringen. Eine Departementszofe
rannte unentwegt durch den Zug und organisierte für den Chef - wie
sie ihn klandestin nannte - eine Sitzgelegenheit. Als die Frau - der Zug
fuhr bereits durch den Bahnhof Olten - plötzlich aufgeregt
angestöckelt kam und durch den Wagen posaunte, es habe sich eine
Frau dazu bereit erklärt, ihren Sitzplatz für den Minister
freizuräumen, wusste ich, hier ist etwas faul.
Und in der Tat. Wir erreichten den Bahnhof Aarau nie. Kurz vor dem
Vierspurausbau östlich vom beschaulichen Schönenwerd fuhr
unser Zug auf ein verborgenes Gleis und hielt mitten in einem
Waldstück abrupt an. Die meisten der stehenden Passagiere
konnten sich dabei nur mit erheblicher Mühe auf den Beinen halten. Der
Finanzminister verschwand kurz aus meinem Blick. Ich dachte schon, die
Wucht der Bremsung habe ihn zu Boden geworfen.
Aus dem vorderen Zugsteil eilten zwei in schwarze, kugelhagelsichere
Vollschutzbekleidung gekleidete und mit SIG-wasweissich
halbautomatischen Büchsen bewaffnete Soldaten durch den Mittelgang
und schlossen von aussen die Türe zum Vorraum das Triebwagens, in
dem sich der Finanzminister befand. Danach war es etwa eine Minute
mucksmäuschen still und die Passagiere im restlichen
Eisenbahnwagen schauten gebannt zur abgeschlossenen Türe.
Dann gab es einen ohrenbetäubenden Knall und alles hüllte
sich blitzartig erst in eine blickdichte Staubwolke gefolgt von Darkness und erneuter Stille.
Erst als ich mein Bewusstsein wieder erlangte sah ich, dass der hintere
Teil des Triebwagens abgesprengt wurde. Wo vorher der Führerstand den Blick versperrte, klaffte nun ein wüstes Loch und man
spürte den kalten Wind. Der hintere Schemel mit den
Wagenachsen und den elektronischen Traktionselementen fehlte. Dies
bewirkte, dass der Rest des zertrümmerten Wagens schräg
über das Gleisbett hing. Überall schrien Passagiere vor
Schmerzen. Die beiden Sitznischen unmittelbar bei dem Ort, wo
früher die Türe war, wurden durch die Explosion total
zerstört. Von den Passagieren, die dort sassen war nichts mehr zu
sehen. Ein paar Rückstände von Kleidern und viele verstaubte
Blutflecken liessen erahnen, dass dort gerade im grossen Stil gestorben
wurde. In den nächsten Sitznischen sah man Tote und
Schwerverletzte. Der Geruch Freund Heins hing richtiggehend in der
Luft. Ich sass zum Glück etwas weiter weg vom Geschehen. Ich hatte
ein aufgeplatztes Gesicht und vom linken Oberarm hing mir ein
Stück vom Muskel runter. Eines war klar: So konnte ich
unmöglich im Büro erscheinen.
Vom Finanzminister fehlte jede Spur. Abends tauchte er allerdings
wieder in einem anderen Zug auf und machte dort die Leute wuschig. Ich
denke, es wird Zeit, dem Burschen (und seiner Departementszofe) das
Handwerk zu legen.
D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h