Jetzt dauert es nur noch drei Monate, dann werden die Tage wieder
kürzer,... Eine schreckliche Information, die noch an Schrecken
zunimmt präzisiert man sie mit: ..kürzer als der heutige.
Wie dem auch sei, wagen wir zur Abwechslung einen Blick in die
Post-Trump-Ära. Ein Begriff übrigens, der schon ab
nächstem Jahr zum Wort des Jahres erklärt werden könnte.
Für den Fall, dass die UNESCO den Urheber dieses
verheissungsvollen Bonmots sucht, schreibe ich mich schwupps in die internationale Hashtagliste ein.
Die UNESCO hat nämlich derweil noch mit anderen Problemen zu
kämpfen. Der islamische Zentralrat einer nordpakistanischen
Provinz hat in Wien, beim Hauptsitz der UNESCO, eine
Aufsichtsbeschwerde palziert. Den Schafezüchtern am Hindukusch
ist die Absicht, "Pornos im Internet" auf die Liste des
Weltkulturerbes zu setzten, ein Dorn im Auge. Wer hätte das
gedacht, aber angeblich gibt es immer noch bewohnte Ecken, wo kein
Internet hinkommt.
In der Redaktion haben wir seit anfangs Woche eine neue Kaffeemaschine.
Mir fiel es bis heute nicht auf, aber wenn ich mich zurückerinnere
an die Zeit, als mein damaliger Arbeitgeber anfing, Kaffee
vergünstigt* an seine Mitarbeiter abzugeben, war es doch so, dass
wenn die Brühe in der Tasse war und man bereits versonnen daran sog, eine kurze Spülsequenz
einsetzte, um die Schläuche vor der nächsten Tasse minimal zu
reinigen. Unsere neue Maschine ist so programmiert, dass sie ihre Arbeit mit der
Spülsequenz aufnimmt. Das heisst, sobald man sein Getränk
ausgewählt hat, fliesst ein undefinierbares Stück
Halbflüssiges aus dem Rohr. Auf dem Tassenboden bereitet
sich ein Fleck aus, dessen Farbe an etwas durch eine Katze ausgeworfenes erinnert.
Früher floss dieser Rotz in eine Auffangschale und die musste alle
naselang entleert und gereinigt werden. Heutzutage entsorgt es der
hungrige Latte- und Kaffeejunkie zum Frühstück. Genial!
*In den Neunzigerjahren gingen Grossunternehmen dazu über, Kaffee
und kaffeeähnliche Heissgetränke für die Belegschaft
beinahe umsonst anzubieten. Bei uns sah dies so aus: Jeder hatte eine
sog. Kaffeekarte auf die durch die Sekretärin ein Geldbetrag, den
man ihr in bar auszuhändigen hatte, draufgeladen werden konnte.
Zum Aufladen der Karte begab sie sich zur Kaffeemaschine, loggte sich
irgendwie in die Verrechnungseinheit ein und verwandelte den Schein in
auf der Karte gespeichertes Guthaben. Fragt mich nicht, wie das genau
funktionierte. Es klappte erstaunlich gut und nur der Verlust der Karte
führte zu mehr oder weniger Fisimatenten, abhängig
natürlich vom Guthaben, das damit verschütt ging.
Ein Kaffee kostete 0.10 Franken oder zu Deutsch: Zehn Rappen. Lud man
also zum Beispiel ein Zwanzigernötli auf die Karte, konnte man der
Maschine damit zweihundert Tassen Kaffee aus den Schläuchen
leiern. Der Kaffeekonsum schoss unkontrolliert in die Höhe. Es
war die Zeit der ersten Kaffeetoten. Bei meinem moderaten Verbrauch hielt die mit zwanzig Franken aufgeladene Karte plus
où moins ein Jahr, und zum Aufladen musste mir die
Sekretärin jedes Mal die Prozedur neu erklären. Vom Geld, das
so eingesammelt wurde, bezahlte die Firma nicht etwa Verbrauchsmaterial
(Kaffee, Weisser, Zucker...) oder die Amortisation der Maschine. Nein, der
Betrag wurde im Rahmen des Jahresendgelages der Abteilung auf den Kopf gehauen.
Angereichert mit weiteren Fränkleni aus der Portokasse, reichte es
jeweils für mehrgängige Menüs, die mit alkoholischen
Getränken aus dem oberen U/min-Bereich der Verdauung
zugeführt und dazu mit handgerollten Raucherwaren aus der Karibik
be(weih)räuchert wurden.
Dies war auch die Zeit der ersten Laptops und der ein oder andere
verlegte seinen Arbeitsplatz gezielt in die Kaffeemaschinennähe.
Nach Ground Zerro kam die Homeofficezeit (der direkte Zusammenhang muss
noch erforscht werden) und die Firmen schenkten sich das Kaffeeregiment.
Einsparungen in Millionenhöhe, der Fördermittel des Bereichs "Kaffeeausgabe
an die Belegschaft", waren die Folge.
Heute besinnt man sich der guten alten Zeit und holt die Leute wieder
in die Bürotürme. Der erste Kaffee am Tag ist bei uns umsonst. Punkt!
Administrativer Aufwand: fast null. Selbstreinigende Kaffeemaschinen
passen dabei perfekt in diese Welt.
--
D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h