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10. Mai 2011 Quer durch Europa In Deutschland wurde nach der Wende ein grossdeutsches Eisenbahngleis eingebaut, dessen planimetrische Form einen ideellen Kreis beschreibt. Will ein Reisender auf dem Schienenweg zum Beispiel von Düsseldorf nach Chemnitz gelangen, so wird er von der Deutschen Bahn auf eben diesem grossdeutschen Schienenkreis mitgenommen. Ihre Züge ziehen ihn vorbei an den wunderlichsten Ortschaftsschildern. Hamm (Westf.), Haste, Helmstedt(-Blues), Köthen. Meister essen in Dortmund Ham, In Bochum ist man noch ein Mann Namen wie Kruppstahl Und in Mühlheim (Ruhr) stehen die Trümmer der Firma Mannesmann. Der Schienenkreis verweigert jeden direkte Weg von anachb, er ist von einer Ründe als hätte in Picasso höchstselbst von Hand auf die Pläne der Gleisbauer gezeichnet. *** Ich sitze in der zugeigenen Gastronomie und betrachte durch die grossen Fenster das wilde Land. Die monotone Richtung der Zentrifugalkraft bewirkt, dass mein Mageninhalt asymmetrisch verdaut wird. Ähnliche physikalische Phänomene würde man bei den Blutdruckverhältnissen in meinem Kopf beobachten, würde man sie beobachten. Die Radien sind immens und ich bin mir der herrschenden Fliehkräfte nur nebelhaft gewahr. Ich fühle mich ein wenig an die Fünfhundertmeilenrennen in Indianapolis zurückversetzt. In meinem Lotus 56 #60 war an der B-Säule eine Helmbefestigungsschraube angeschweisst, die dem Helm und somit dem Hals die Schleuderkräfte stahl. Als einer in den Tag spät berufener, entscheide ich mich für ein Frühstück und habe augenblicklich die Qual der Wahl zwischen einem halben Dutzend Frühstücke. Eines unterschiedlicher als das andere. Einmal mit frisch gepresstem Orangensaft, einmal mit Braunschweiger Mettwurst. Einmal mit Frühstückszerealien einmal mit Graubrot und Gipfeli. Was als einzige Zutat allen Frühstücken anhaftet wie Pestkrause, ist Philadelphia Frischkäse. Ich muss unweigerlich an Bruce Springsteen denken. Auch wenn ich nicht genau weiss warum, bin ich mir meiner sicher, dass ich beim Essen nicht an den prolligen Boss-Gitarristen aus Jersey denken möchte und prompt vergällt es mir ein wenig den Appetito. Ich stücke trotzdem früh und die Zeit im Zug verfliegt im Flug. In Karl-Marx-Stadt Chemnitz ist bereits alles wieder eingerenkt und bedrohlich beim Alten. Die Innenstadt ist im höchsten Grad austauschbar. In der Fussgängerzone stehen sich die Labelläden auf den Füssen herum und machen höchstens Platz für obskure Telefongesellschaften die ihre Mobilfunkkunden über die hochglänzenden oder hell leuchtenden Ladentische ziehen. Neu (für mich wenigstens) gibt es jetzt in solch genormter Umgebung einen Kleiderladen in den man als Mann getrost hineingehen kann ohne sich vorher bei der Suche nach dem Weg zur Herrenabteilung zum Obst machen zu müssen. Bei Hennes & Mauritz war man sich diesbezüglich immer sicher und vor dem Eintreten bei Chicoree hielt mich bis heute immer die Angst zurück, in einen kulinarisch bedeutungslosen Kaffeeersatz zu treten. Jack and Jones heisst der Laden und lässt keine Unsicherheiten mehr zu - respektive: keine Fragen offen. Der Name ist Programm. Wenn nicht für Jack dann doch wenigstens für John. Diesen Laden kann Mann getrost betreten, und weiss, dass die Hemden von rechts geknöpft werden und die richtige Kragenweite haben. Jack and Jones ist der mannesmannwordene Flagshipstore für Väter der Klamotten, der John Holmes der Herrenausattler. Schade eigentlich nur, dass es bei Jack and Jones nur karierte Hemden und Unterhosen gibt, bei denen die Ärmel bereits hochgescrollt sind. *** Sich so langsam in Urlaubsstimmung trinken, tun sich TTH . *** D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r .ç h (247) . |