Neulich wurde ich Zeuge einer Photosession
mit einem Kleinkind. Irgendwo draussen haben Mami und Papi ihren
kleinen Wonneproppen ein wenig in der Landschaft drapiert (Kühe
gehörten auch irgendwie zum Set), um ihn dann mit einer wuchtigen
Spiegelreflexkamera hunderttausendmal zu digitalisieren
fotografieren. Das Flitzpiep liess das peinliche Tun mit einer
stoïschen Geduld über sich ergehen. Entweder waren Drogen im
Spiel oder das Kleinmensch kam aus einer Montagsserie.
Es tat mir instinktiv leid. Nicht wegen der Tortour - nein! - die
mussten wir damals auch über uns ergehen lassen, es tat mir leid,
dass es sich im Erwachsenenalter mit einer Flut von Fotos auseinandersetzen werden muss, welche bis dahin zu alttestamentarischer Ausprägung angewachsen sein wird.
Bei uns gab es eine Instantkamera, welche nichts anderes als ein
Plastikschachtel mit einem Loch und einer Halterung für einen
Film. Filme waren teuer und Vater konnte 24 Bilder knipsen und musste
danach erst einmal das Familienfinanzdepartement (Mutter) beknieen,
bevor er ihn zum Entwickeln brachte.
Entsprechend kam auf diese Weise keine Flut von Bildern zusammen.
Punkto Peinlichkeit, liessen die Bilder allerdings keine Wünsche offen.
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D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r .ç h (284)