Seit am ersten August - dem Schweizerischen Nationalfeiertag - das Feiertagsrégime
regiert, sieht man den Schweizer, der im Morgenrot daher getreten
kommt, kaum mehr. Höchstens begegnet einem früh morgens noch
ein Mitarbeiter der Stadtreinigung, mit einem Laubfön, lustlos leere Getränkedosen durch die Gassen der Stadt blasend. ..sowieso in den meisten Fällen ein Ausländer.
Alle Räder stehen still in der Schweiz.
Das im Schweizerpsalm besungene Strahlenmeer der orientalen
Morgenröte, trifft - jungfräulich noch - die beiden
Riesenradgondeln mit den Namen Kairo und Istanbul.
Unbekannte, weite Welt. Noch vor zwei Jahren hing an diesem selben Rad
eine Gondel namens Damaskus. An ihrer Stelle statt hängt nun,
brandneu und auf die eigenen, schweizerischen Werte besonnen:
Winterthur - Albanifest.
: Trittst im Morgenrot daher, Seh'ich dich im Strahlenmeer, Dich, du Hocherhabener, Herrlicher! Wenn der Alpenfirn sich rötet, Tötet Berge, tötet! :
Dazu Freud: „Die Sehnsucht des zänkischen Alpenvolkes, eingesperrt im Korsett des Binnenlandes nach der Weite der Meere."
Dass die Morgenröte längst keine Laune der Natur mehr ist,
nimmt hier in der Schweiz kaum jemand wahr. Entweder liegt man als
Folge nächtlicher Rauschgänge tremorös in den Puppen,
oder man hat sich lange vor dem verheissungsvollen Röten, in
einem klimatisierten Büro zum Schaffe verkrochen.
Ob auf Taksim und Tahrir auch Riesenräder stehen ist sehr
unwahrscheinlich, entzieht sich aber letztlich meines Wissens. Dass
aber Riesenradgondeln zum Einsatz kämen welche mit den
exotisch klingenden Namen von Schweizerstädten verziert sind,
scheint mir undenkbar.
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Zur Feier des Tages ein kleiner Zweizeiler vom Blocherjäger:
Chrigu het denn no dr Scheiche verheit, Wo ner am Tüüfu isch abem Chare gheit.