Wenn man anfängt, die strassenrandsäumenden Tafeln im
Wohngürtel
zu deutet, entsteht der Eindruck, dass das Schuljahr gerade neu
begonnen hat. Und stimmt, wenn man die Augen auftut, rennt
eine Schar von neuen Flitzpiepen mit markierfarbenen Bändern
unkoordiniert auf der Strasse rum. Allerdings beobachtet man auch, dass
die auf der Strasse
herumrennende Kinderschar von Jahr zu Jahr kleiner wird. Viele kommen
mit dem Auto, oder besser gesagt, werden mit dem Auto zur Schule
gebracht. Eine Zweiklassengesellschaft bildet sich aus: Diejenigen die
zu Fuss kommen werden
zehn Meter vor der Schule von Mamis von denjenigen die gebracht werden
mit ihren Geländewagen umgezimmert.
Und warum? Weil sie nicht lesen können
natürlich. Die Kampagnemacher müssen lernen, Tafeln
wie "Rad steht, Kind geht" höher zu hängen (hang'em higher),
so dass sie vom Cockpit eines gängigen,
geländegängig gebauten Gefährts aus auch erspäht
und gelesen werden können.
Abgesehen davon, wer versteht schon die tiefere Bedeutung des Satzes:
"Rad steht, Kind geht"? Was soll das denn heissen? Jedes Auto hat heute
doch einen automatischen Rollstoppmoderator, der es ihm ermöglicht, durch
eine ökonomische Reduktion der Fahrgeschwindigkeit, Hindernissen
wie Fussgängern auszuweichen. Immer mit dem Ziel, eine Fahrt
ausschliesslich am Zielort mit einem singulären Stillstand zu
beenden, nie aber wegen einer Pfeife (Kind, Öko,
Wildschweinrotte...), die spontan die Fahrbahn kreuzt.
Die Rollstoppmoderatoren lassen sich so einstellen, dass sich
einerseits bei der fahrbahnkreuzenden Pfeife durch aggressives
Aufheulen des Motors ein lebensverkürzender Schreck manifestiert
und andererseits dem ausgebremsten Fahrer die nötige Zeit bleibt,
seinem Hindernis deutlich den Finger zu zeigen.
Rollstoppmoderatoren gibt es sogar als Nachrüstsatz für
ältere Modelle und Amischlitten. Neulich beobachtet an einem 12er
Kadett.
Ich wurde damals noch im Frühjahr eingeschult. Ach was erzähl ich
da, früher war eh alles anders. Schulwege mussten zu Fuss
zurückgelegt werden. Unterwegs wurde man von den Kommilitonen
kleinerer Jahrgänge vermöbelt. Hatte man ein Auto dabei - die
Rede ist hier natürlich von den Matchbox oder Corgy(Migroskid)
Spielzeugautos im Massstab 1:64 - wurde man dessen durch besagte
Wegelagerei entledigt.
Ich hatte einmal einen grünen Landrover dabei. Heute der Inbegriff
der Spiessigkeit unter den SUV-Fahrern. Damals wurde ich von den
Datsun-
und Simcajungs besonders hart rangenommen und mit Fokkerschrauben und
Kopfnüssen geschuhrigelt. Landrover galt damals, und das wusste
ich nicht, bei den Zweitklässlern als
Bedrohung der Gesellschaft. Der Begriff Monschterchare fiel. Er wurde rätselhafterweise trotzdem eingezogen.
Ein Jahr später holte ich mir den ganzen Kram wieder von den
jüngeren Geschwister meiner Widersacher zurück.
Natürlich auch mit Gewalt.
Den Begriff Flitzpiepen gab es übrigens damals noch nicht. Wir
waren noch ABC-Schützen und auch in manch andrem Lebensbereich
herrschte noch diese eingeübte Kriegsrhetorik. Aber dazu
vielleicht ein
andermal.
D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h