Die vorweihnächtliche Besinnungslosigkeit, lässt sich gerne auch mit einem Besuch bei Poldi
unterbrechen. Poldi ist ein über achtzigjähriger
Schnitzelklopfer aus Österreich, der seine Kneipe aktuell in
Düsseldorf Pempelfort betreibt. Laut den Aussagen der Mitgereisten
Dorfbewohnern soll Leopold Wagner - so heisst der Bursche mit
bürgerlichem Namen - seine Schnitzelschmiede bereits durch viele
Stadtteile Düsseldorfs geritten haben, angeblich den
Schimmelreitern vom Gesundheitsamt immer einen Schritt voraus. Who knows?
Auf jeden Fall ist der Besuch bei Poldi immer ein Erlebnis. In
seinem hohen Alter schwingt er den Fleischhammer noch selbst und ist in
der Lage aus einer amtlichen Schweinelende ein schneebrettgrosses
Schnitzel zu klopfen. Bei der Panade wird nicht gekrümmelt und das
Fleisch ist vom Feinsten. Ihn in die Ecke der Verpackungskünstler
unter den Schnitzelherstellern zu stellen, wäre eine Frechheit.
Wer ums Verrecken Gemüse braucht - DMAX warnt zwar eindringlich davor - bestellt einen Nüssler Salat vorab. Alternativ zum grünen Salat gibt es natürlich auch Kartoffelsalat mit Speckwürfeli.
Die Vorspeise ist somit auch gleich mit der Entscheidung verbunden,
Vitamine oder Sättigungsbeilage - beides so unnötig wie dem
Priester seine Eier.
Das Schnitzel kommt dann, da schneebrettgross, platztellerfüllend
und garniert mit zwei Zitronenspalten. Vitaminjunkies werden auch bei
der Hauptspeise mit dem nötigen Respekt bedacht.
Das Lokal ist mit Bildern von Sisi, Franz und dem Stephansdom
geschmückt. Auf der Speisekarte stehen zwar auch Gans und
Kaiserschmarrn, beides habe ich bei Poldi noch nie gesehen. Wer nach
dem Schnitzelverzehr noch einen Kaiserschmarrn reinpfeift ist nicht von
dieser Welt. Zum zerhacken der verschlungenen Köstlichkeiten,
stellt Poldi gebrannte Mirabellen und Marillen in Flaschen auf den
Tisch - man solle sich selbst bedienen.
Zum Schluss wird einkassiert. Das erledigt der Chef höchstselbst
und liefert dabei noch ein bisserl Wiener Schmäh. Dann muss man
raus. Voll der Hoffnung, dass Poldis Lebenszeit noch für einen
weiteren Besuch ausreichen wird.
Viele Grüsse vom Senfautomaten
D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h (296/29)