Die Geschichte ist schnell erzählt. Wenn die Sonne sengt - die
Aare ruft. Und so war es letzten Sonntag nur billig und recht das
Gummiboot aufzupumpen und sich routiniert (zusammen mit Myriaden
anderer Aareböötler) bei der Einwasserstelle im Schwäbis
unterhalb der Pferdescheissepinte einzufinden. Das Ziel war klar,
sich die nächsten paar Stunden auf dem Fluss nach Bern
treiben zu lassen, gelegentlich ein erfrischendes Bad in den
bräsig vor sich hinflutenden Fluten zu geniessen, gelegentlich
eine feingehopfte Brause zu blubbern. Ein fester Bestandteil
jährlich wiederkehrender Abenteuer.
Bereits bei der Einwasserstelle zeigt sich dem alten Hasen
normalerweise wer blutjunger Anfänger ist - ja um wen man sich
schon mal sorgen kann. Gerade hinsichtlich der gefürchteten Uttigerwelle (einziger und
Haupthöhepunkt der Fahrt) frug ich mich beim ein oder anderen
Boot: "Werden wir morgen wieder Schreckensmeldungen von versenkter
Elektrronika oder gar ertrunkener Touristen lesen müssen?"
Wir liessen uns nicht beirren, fanden nach einer gefühlten
Ewigkeit auch tatsächlich eine kleine Lücke in dem nicht
enden wollenden Wurm aus Booten, um in die Aare einzusteigen und die
Fahrt auf zu nehmen.
Die Erfahrungen der letzten Jahre gab mir die Gewissheit unser Boot
souverän durch die Gefahren - namentlich die bereits erwähnte
Uttigerwelle - zu fahren ohne
Schaden zu nehmen. Die Entscheidung Westen zu tragen, hing eher damit
zusammen, dass es immer wieder Wassersportspezialisten gibt, welche von
Brückenbrüstungen in die Fluten springen und dabei
unverständlicherweise ihre Augen schliessen oder einfach betrunken
sind. Wenn ein so gelieferter Segen von oben dann noch gerettet werden
muss, weil sein Bewustsein nach einem Zusammenstoss mit einem Boot
plötzlich nur noch damit beschäftigt ist, den Löffel zur
Abgabe vorzubereitet, ist man für jede Schwimmhilfe dankbar.
Übertriebene Vorsicht? Mag sein.
Ein derart sicher geführtes Boot wie unseres war, wird dann auch
gerne mal dazu verwendet, den ein oder anderen losen Gegenstand wie sie
zum Beispiel Hemden oder Gefässe
für Trinkwasservorräte und Sonnenschutzcreme darstellen,
als Wurfgegenstände im Inneren aufzunehmen. Schliesslich schwimmt
der Kahn ja, schliesslich ist er ja immer obenauf. Unabhängig
davon, dass man zusätzlich noch eine wasserdicht verschliessbare
Kunstoftonne im Schlepp hatte, wurde bis zur oben beschriebenen Uttigerwelle bereits das ein oder
andere Utensil im Schiffsbauch verklappt.
Schwer zu sagen was dann bei besagter Uttigerwelle
genau passierte. Es musste sich wohl um eine bauliche Veränderung
am Flusbett gehandelt haben oder um plötzlich auftretender
Fischbestände infolge der Jahrhunderthitze. Aus noch
ungeklärten Gründen vollführten unser Boot eine halbe
Drehung an der X-Achse (von Fachleuten des weissen Wassers auch gerne
als Semieskimoinuitrolle
bezeichnet) und warf uns ab.
Einiges der Auslegeware suchte augenblicklich das Weite (wem in den
nächsten Tagen ein weisses T-Shirt mit einem aufgedruckten
schwarzen "Z" aare- oder rheinabwärts auffällt,
bitte melden, damit die Untersuchungen dieses unschönen
Zwischenfalls abgeschlossen werden können).
Ein Schwamm ist auch auf der Flucht. An dem hänge ich nicht so
sehr. Soll er doch ein Weibchen suchen und auf seine Weise
glücklich werden. Mir doch egal. Hoffen kann man nur, dass er
nicht invasiv ist und plötzlich das ganze Wasser zwischen
Räterichsbodensee und Rotterdam von neophytischen Schwämmen
aufgesogen wird. In diesem Fall schüttete ich meine Unschuld aus
und wüsche meine Hände drin.
Besatzung und Passagier fanden nach einer Weile wieder ins Boot und sind
wohlauf. Das angepeilte Bern erreichte man nach Stunden.
D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h
(305/31)