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08. November 2006 Aus der Pariser Defensive Der letzte Artikel (der Luftgitarrenartikel), mit welchem ich den Schnulliblubber vorantrieb, war zugegebenermassen nicht gerade durch knisternde Aktualität inspiriert. Vielmehr deuchte es mich, dass auch ein gewisses Mass an Vollständigkeit, meinem Wohnblog guttun würde. Wenn ich schon keine politischen Inhalte zu bieten habe, so will ich wenigstens aus dem Nähkästchen meiner persönlichen Abgründe referieren dürfen. Wie man ja weiss, schreibe ich gerade aus der Französischen Kapitale. Der Stadt der Lichter. Meine Unterkunft ist an der Rue Saint-Denis. Wer vor fünf Jahren das letzte mal in Paris war, dem wird jetzt ein süffisantes "Ah! alles klar, Rue Saint-Denis, typisch für den alten Lüstling". Galt doch besagte Strasse damals als erste Adresse, wenn Mann sich käufliche Liebe erwerben wollte. Die Zeiten scheinen sich jedoch drastisch geändert zu haben, nachts ist auf der ganzen Strasse nämlich keine einzige Liebesdienerin mehr zu sehen. Schade. Aber was soll's, offenbar hat ein übereifriger Stadtpräfekt seinem "Säuberungsdrang" freien Lauf gelassen und seinerseits an der Verfussgängerzonung Europas gebastelt. Jugend- und rauchfrei sozusagen, leider nicht taubenfrei Und so quäle ich mich morgens mit hunderten von Parisern und Pariserinnen in den Vorortszug, um in die Banlieu zu gelangen. Stark erinnern tut mich die Szene jeweils an die U-Bahn von Tehran, wo einfach zu wenig Züge fuhren. In Paris aber, folgt ein Zug dem anderen auf den Fuss, oder meinetwegen auf den Puffer. Um die rush-hour-dedingten Einkorkungen zu entschärfen, müsste man wohl einschneidendere verkehrstechnische Veränderungen herbeiführen. Bei der andächtigen Ruhe in diesen Zügen denke ich an meinen letzten Gottesdienst, den ich besucht habe. Es wird wohl eine Beerdigung gewesen sein. Einzig das Ächzen und Würgen der Zugsmechanik und das Rascheln der Gratiszeitungen ist zu vernehmen. In der ersten Station hinter der Peripherie der Stadt, in "La Defense" werden die Züge evakuiert, denn die meisten Mitreisenden haben ihre Arbeitsstätte erreicht. Wenn alle auf den Rolltreppen sind, darf ich dann wieder einsteigen und im leeren Zug noch zwei Stationen weiter fahren, in die Banlieu eben... Wenn man Pech hat, gibt es in Paris ganz schlechtes Essen. Das gute Bier, um den vermeintlichen Frass hinunterzuspühlen, kostet nicht selten weit über 4Euro. Ein Becher blondes Léffe à 0.25 Liter versteht sich. "Lieber Gott, wenn Du gelegentlich in Paris isst, so zeige mir doch bitte den Weg zu dieser Gaststätte. Lass von mir aus einen Sternenregen herunterpoltern oder einen Feuerschweif. Amen" So oder ähnlich werde ich morgen im Zug mit den Pendlern beten. Mal sehen was dann passieren wird. Wenn Ihr also übermorgen in Euren Gratiszeitungen lesen werdet, dass Terroristen die Pariser Metro bedroht haben, so wisst Ihr: Bullschitt! DJ Brutalo war's, und er tat's für einen guten Zweck. Ebenso esoterisch TTHäbeni heute - und sowas von in Shallah vielleicht die letzte Meldung von D J B r u t a l o @ s c h n u l l i b l u b b e r . c h macht's gut und danke für den Phisch - |