Früher - vor zweihundert Jahren - gab es den Allmendtunnel noch
nicht. Der Dürrenast war noch grün und der Stockhorn noch ein
kleiner Bub. Kurz: Thun war noch die überschaubare Minigolfanlage, wie wir sie als Kinder lieben gelernt hatten.
Heute lauern an fast allen Ecken Gefahren und das Leben in der Stadt
ist eine beschwerliche Tortur. Getrost kann es an gewissen Tagen ohne
Umschweife als Überleben bezeichnet werden.
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Auch vor zweihundert Jahren noch nicht, gab es den Waffenplatz
in Thun. In der Tat stand er angeblich damals kurz vor seiner
Eröffnung. Wie dem damals auch gewesen sein mochte, im August 2019
werden sich die Aushängeschilder Würdenträger der Stadt und die beuniformten Pappnasen
Knallchargen auf ihre mit Schnüren und Litzen dekorierten
Schultern klopfen und die zweihundertjährige, symbiotische
Erfolgsgeschichte von Stadt Thun und Armee feiern.
Vor dreissig Jahren ging es der Armee
in der Schweiz an den Kragen. Nun, der Angriff erfolgte mit
demokratischen Mitteln und hatte nicht die nötige Wucht, das
Säbelrasseln zu beenden und die Generäle
aus den Gamaschen zu katapultieren. In Thun gab es damals auch einige,
für die die Anwesenheit des grössten Waffenplatzes des
Schweiz ein Ärgernis war.
Der lawinenartige Einfall der Feldgrünen, Abend für Abend in
der Innenstadt zum Beispiel oder der permanente Schiesslärm auf
der Allmend waren nur zwei offensichtliche Probleme, mit denen wir uns
in Thun abfanden.
Dass sich die Rüstungsindustrie in Thun seit Jahrhunderten breit
gemacht hatte, war 1989 bereits pathologisch, geht aber wohl auch auf
die Waffenplatz-Kappe.
Armeeabschaffung hin oder her,
nüchtern betrachtet, hat sich in dieser Ecke der Stadt nicht viel
geändert in den letzten dreissig Jahren. In den Köpfen der
Leute erkennt man eine wachsende Akzeptanz der Armee und deren
Begleiterscheinungen. Keine Frauen für den Frieden in Thun keine
GSoA-Ortsgruppe nur noch ein unbekümmertes Mitmarschieren mit der
besten Armee der Welt. Schliesslich gibt es aus der Gulaschkanone Spatz
und Militärkässchnitte und gegen eine Gratisshow der Patrouille Suisse
verliert man gerne auch mal die Klimaziele aus den geröteten
Augen. Wer wird denn wegen der lächerlichen zwanzig Minuten gleich
einen Aufstand machen.
Mit einer Demo und mit Transparenten wo drauf steht: Zweihundert Jahre
sind genug!! wird das Festtagskomitee in Thun wohl kaum rechnen
müssen. Eigentlich schade.
D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h