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08. Mai 2020 Tag 53 (Badezimmer) Heute zum Frühstück gönnte ich mir einen dieser Müllerjoghurts mit 'ner Müsliecke. Ihr wisst schon, "Die Ecke mit was drin" die man vor dem Verzehr in das Joghurt kippt, damit es seinen langweiligen Geschmack verliert. Convenience Food in seiner Vollendung. Kein Gesund, kein Bio und vor allem keine Mikroorganismen, die in der Lage sind, das Ganze auch nur ansatzweise zu verdauen. Einfach ein Gefühl des Sattseins im Bauch. Mehr brauchte ich heute früh nicht. Schliesslich stand ich am Anfang vom Freitag. Demjenigen Tag, an dem mich normalerweise meine Bewährungshelferin besuchte. Die wöchentliche Dusche hatte ich bereits absolviert und mein Körper roch nach Aldi No5 und steckte in einem frischgebügelten Hemd. Ich war gerade dabei die letzten Vorbereitungen für den Besuch zu treffen - Pfeifchen mit einem Neunzehner Afghanen zu stopfen, Cordhose anziehen - klingelt es auch schon und da stand sie. Meine Bewährungshelferin zusammen mit dem Vermieter. Kacke, damit hatte ich nicht gerechnet. Dass Sie heute mit dem Vermieter aufkreuzen würde, wird sie mir wahrscheinlich bei ihrem Besuch vergangene Woche gesagt gehabt haben, hatte ich aber vergessen und nun war die Verblüffung meinerseits, mit der damit einhergehenden Verzweiflung gross. Sie blieben dann aber tatsächlich auch nicht lange und verschwanden wieder, ohne an meiner Kräuterzigarette zu saugen. Der Vermieter wollte mir lediglich unter Zeugen verfügen, dass nächste Woche wieder die Normalität regieren täte. Ich deshalb mein Homeoffice zu verlassen, es aber in gereinigtem Zustand ihm dem Vermieter zurückzugeben habe. Natürlich sei es die durch mich gemietete Wohnung, das sei ihm schon klar, meinet er, zurückzugeben hier lediglich als theoretischer Vorgang zu betrachten sei. Da ich aber die Räumlichkeiten die letzten zwei Monate gewerblich genutzt hatte, gelten - aus steuerlichversicherungstechnischen Gründen - andere Regeln und er werde es sich nicht nehmen lassen nächsten Dienstag eine Inspektion eben dieser Räume vorzunehmen um sie auf Sauberkeit zu überprüfen. "Ich soll aus meinem Homeoffice auf die Strasse gestellt werden?" Entsetzte ich mich. Die Tragweite sei von biblischem Ausmass und käme einer Vertreibung aus dem Paradies gleich. "Weiss Gott davon?" Wollte ich von ihm wissen. Als sie wieder abgedampft waren, ging ich erst einmal ins Bad und heulte hemmungslos. Nachdem ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte, musste ich feststellen, dass die Sauberkeit meiner Behausung in den vergangenen Wochen tatsächlich etwas gelitten hatte. Ein Blick in die Badewanne verriet mir, dass sie zum Teil gänzlich verschwunden war. Kurz: Es hatte es mal wieder nötig. Gerade im Badezimmer fand ich dann auch die ein oder andere "Ecke mit was drin". Kurz wurde ich unsicher, ob ich damals für Müller den Werbespot für seinen Joghurt gemacht hatte. Durchaus denkbar wäre zum Beispiel, dass mir eine solche Idee beim Badezimmerputzen gekommen war. D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h . Kommentare (0) |