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16. April 2024

Cousinen und anderes Geflügel

Flurnamen sind Gluecksache

Sind Rockbands nach Verwandten zweiten oder höheren Grades benannt, gilt es auf der Hut zu sein. Steht zum Beispiel böse Onkels auf dem Plattencover, so ist weniger der Umstand, dass sie angeblich böse sein sollen, sondern dass es sich dabei um Onkels handelt, von besorgniserregendem Gehalt. Was für böse bei den Onkels gilt, gilt in diesem Zusammenhang auch für das Death bei den Kennedys.

Schwestern und Brothers indes, ob The DeZurik, Sledge oder Everly, bergen kaum Sprengkraft in der Musik, die sie von sich geben. Das Zeug von Interpretinnen und Interpreten aus den Reihen der Verwandtschaft ersten Grades erinnert an Kuschelbaladen für Harmoniebedürftige in Softies Welt.

Am vergangenen Sonntag stand zum Beispiel und endlich (wie bereits Monate zuvor angekündigt) Deine Cousine in Thun auf der Mokkabühne. Punk aus Hamburg stand im Programmheft. Einzige Show in der Schweiz. Ich freute mich seit Tagen wie ein Welpe im ersten Schnee – war zu nichts mehr zu gebrauchen.

Man konnte davon ausgehen, dass es ein Stelldichein von Punks der ersten Generation werden wird. Abgewohnte Stars, die ihre letzten Tage in der Schweiz verbringen, wo sie mit ihren angehäuften Vermögenswerten die Vorzüge des Steuerparadieses geniessen, die ihnen die zänkische Alpenrepublik bietet. Natürlich auch, um noch einmal so richtig auf den Putz hauen zu können.

Die Kapelle Deine Cousine, ein Quintett aus mehr oder weniger nackten und tätowierten Profis wurde angeführt von Ina Bredehorn, die es verstand, dem Publikum ordentlich einzuheizen (wie es so schön heisst).

Unnötig zu erwähnen, dass ich zuvorderst am Bühnenrand stand und mich darauf freute, zusammen mit mir völlig unbekannten (erwähnte ich, dass es sich um die einzige Show in der Schweiz handelte?) abzutanzen und Party zu feiern.

Nach gefühlten zwei Jahren der Abstinenz, in den Tagen des alten Jahres 2022 muss es gewesen sein, und zwar beim Uristier Liederkreis, entfesselte sich am vergangenen Sonntag tatsächlich wieder einmal ein pogoähnlicher Tanz. Einer, bei dem mir unerwarteterweise die Haare zu Berge standen.

Dass sich mein Bedürfnis nach Nähe oder gar Berührungen in den letzten Jahrzehnten eher in Ängste verwandelte, wusste ich. Im Gedränge, zum Beispiel abends in der Hauptunterführung im Bahnhof Bern kommt es mitunter zu wüsten Beschimpfungen meinerseits. Da reicht schon ein junger, drogenabhängiger Elektrotrottinettfahrer, der meint, sich mir in den Weg stellen zu müssen, um mit glasigem Blick in seine Selfiekamera seine Augenbrauen zu kalibrieren.

In solchen Situationen verliere ich die Kontrolle und meine Berührungsängste machen aus mir einen unausstehlichen Stinkstiefel. Wer mich noch von früher kennt, würde mich in einer solchen Situation nicht wiedererkennen.

Als Vorbereitung meines Besuchs Deiner Cousine legte ich diese Ängste locker durch die Einnahme von Gerstensaft ab. Die Haare standen mir letztlich nur deshalb zu Berge, weil sich 2024 neuerdings auch parfümiertes Volk in den Pogo begibt. Und ich spreche hier nicht von den schweren Hippiedüften, die in den Neunzigerjahren nach einem Konzert eines indischen Sitarstars die hl. Räume des Mokkas olfaktorisch in einen bengalischen Puff verwandelten, ich spreche von der Ambrahölle wie sie meine Nase regelmässig in der Züricher S-Bahn erfahren darf.

D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h

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